Orgelkonzert aus bayrischem Hause

Orgelkonzert aus bayrischem Hause

Wo fange ich hier nur an. Dazu spule ich mal zurück in Februar oder März, als sich der Autor witti so einen komischen blauen Kastenwagen anschaffte. Ich hab ihn ca. 250km zum Verkäufer kutschiert und nach einer einstündigen Übergabe (keine Ahnung was die da getrieben haben) gings an die Rückfahrt. Ich in meinem blauen, witti in seinem. Stehe ich also da und drehe den Zündschlüssel. Jo, da kam erstmal nichts mehr. Keine einzelne Zündung für mehrere Sekunden. Ich zähle also die Sekunden die er gerade über dem normalen Anlassen benötigt, bis endlich vereinzelte Zündungen und ein laufender Motor zu vernehmen war. Lass es 7-10 Sekunden sein, bis er lief.
Alles klar, Motor läuft, jetzt schleunigst nach Hause und bloß nicht mehr ausmachen in der Zeit - wer weiß was er hat.

Während der Fahrt zurück was da passiert sein könnte

Ab da wars dann dauerhaft vorhanden. Also zuhause experimentiert und soweit erstmal festgestellt, dass der Karren eigentlich immer zuverlässig anspringt. Einmal hat der solange gebraucht dass er zwar ins Getriebenotprogramm ging, aber einmal wieder aus und an machen, dann war der Fehler wieder weg - wahrscheinlich eine Unterspannung vom Getriebesteuergerät.

Im Laufe der Zeit kam dann folgende Erkenntnis: Kalt (Standzeit > 8 Stunden) startet er super - wobei da Teils auch nicht so richtig, halb warm startet er auch super, warm startet er innerhalb der ersten Minuten noch gut, ab 10-15 Minuten kommt dann allerdings das Orgelkonzert. Also gerätselt, was es sein kann.

  • Kaltlauf durch defekten Temperatursensor und damit zu fettes Gemisch für den Warmlauf?
  • Kurbelwellensensor? (Nockenwelle ist egal, da geht er bei Fehlern auf Doppelzündung, also funkt bei jedem OT)
  • Elektronik wie z.B. Wegfahrsperre, Zündspule, Kerzen oder Benzinpumpe?

Damit ein Motor läuft, braucht es ja rudimentär erstmal 3 Dinge:

  • Luft/Kraftstoffgemisch
  • Kompression
  • Zündung

Fehlende Kompression? Kann man sich schlecht vorstellen wenn er nach dem Orgeln auf allen Pötten läuft. Außerdem, warum sollten auf einmal alle Zylinder keine Kompression mehr haben. Anlasser drehte auch kerngesund.
Zündung? Läuft ja nachm Orgeln, warum sollte auch hier etwas defekt sein. Die Kerzen waren zwar massivst verbraucht, aber auch die neuen Kerzen haben keine Abhilfe geschafft - das war relativ weit am Anfang der Odyssee.
Am Ende hatte hier witti tatsächlich einen guten Einfall und warf mal abschwächenden Benzindruck in Raum. Klang tatsächlich plausibel.

Was passiert, wenn kein Druck vorhanden ist? Benzin verdampft und es bilden sich Bläschen. Kann man sowas sinnvoll in den Brennraum reinfeuern? Leider nicht. Lassen sich Bläschen gut komprimieren? Tatsächlich Ja. Das heißt, die Pumpe muss erstmal diese ganzen Bläschen herausdrücken damit wieder ein stabiler Druck an den Einspritzventilen anliegt.


Was ist also bei mir passiert?

Ich war also völlig auf den Benzindruck fixiert. Nur wie finde ich heraus, wo es abfällt? Auch hier gibt es praktisch nicht viele Bauteile, die es betreffen könnte:

  • Rückschlagventil in der Benzinpumpe
  • Undichte Schläuche bis zur Einspritzleiste
  • Undichte Einspritzventile
  • Defekter Kraftstoffdruckregler

Aber bevor ich wild drauf lostausche, muss ich ja erstmal bestätigen können, dass wirklich der Druck abfällt. Ich habe leider kein Manometer und irgendwie keine Lust gehabt, sowas anzuschaffen und irgendwie in die Leitung reinzufrickeln. Aber ich wusste die Soll-Werte nach dem Abstellen des Motors. Und da die Leitungen gut erreichbar sind, kann man ja mal gucken ob man die zusammendrücken kann. 3Bar Druck sollen drauf sein aber die sind weich wie Gummischläuche sein sollen, wenn da nix drin ist? Alles klar, die Richtung stimmt also schonmal.
Ende August war ich dann bei einem weiteren E31 Fahrer (mit nem schicken 850CSi) und er hatte das Equipment um das zu prüfen. Also Fehler ausgelesen ohne große Auffälligkeiten (abgesehen von tausenden Elektronikgeschichten). Manometer reingestopft und Karren gestartet - und siehe da, es brauchte ewig bis die 3 Bar Druck aufgebaut werden konnte - aber sie waren mit einer leichten Abweichung vorhanden. Soweit so gut. Motor abgestellt und zack, 0 Bar. Endlich, Fehler bestätigt!

Komme ich also auf die obere Liste zurück. Ich bin mal gemein und habe das verursachende Teile sogar schon erwähnt.
In dem Zuge haben wir mal den Bezindruckregler ausgetauscht, den ich bereits geordert hatte da er mit 20€ relativ günstig zu allen anderen Optionen ist. Grund war, weil der Ist-Druck nicht genau dem Soll-Druck entsprach. Getauscht - keine Besserung.

Also zähneknirschend eine neue Benzinpumpe gekauft, denn wo soll sonst so schnell der Druck abfallen? Kleiner Reparaturleitfaden folgt demnächst auf der Seite der 8er Freunde. Aber: Ebenfalls keine Besserung. Also doch ein oder mehrere Einspritzventile? Bitte nicht.

Verzweiflung pur und erneut die Finanzen drölfzig mal durchrechnen

Inzwischen gute 9.000-10.000 und 7 Monate mit diesem Problem, fülle ich einfach mal einen Injektorreniger in mein gutes Benzeng. Die 10€ zum testen tun ja nicht weh. Ich habe das sinnvollerweise mit einer 500km Fahrt nach Mitteldeutschland geplant. Also den Liter aus der Flasche in meine 90L reingekippt und gegurkt. Und gegurkt, gegurkt, gedöst, gegurkt. Nach 200km keine Veränderung. Nach 500km keine Veränderung. Nach 1500km und der 2. Tankladung keine Veränderung. Und dann, aus dem nichts, sprang diese verdammte Kiste wieder normal an!

Ich hatte in diesen 1500km schon neue Einspritzventile gekauft. Ansich jetzt blöd gelaufen, aber ich gehe hier von nachtropfenden Ventilen aus. Der Reiniger hat da sicher etwas bewirkt, die Frage ist nur wie lange das anhält. Früher oder später wird der Fehler wieder kommen. Und nachtropfende Ventil sind eigentlich gar nicht mal so geil. Das orgeln bzw. reinlaufende Benzin kann den Ölfilm der Zylinderwände abtragen, es gelangt Sprit in den Abgastrakt und den KAT um diesen mit Fehlzündungen irgendwann zu zerstören, und und und...
Übrigens: Fehlzündungen habe ich tatsächlich. Eigentlich herrlich dieser eine Knall wenn ich aus der Schubabschaltung wieder Gas gebe, wenn da nicht diese dämlichen 2 KATs wären. Die sind mir dann doch bisschen zu teuer (wenn die nicht schon im Arsch sind, irgendwas klappert wenn man mal von hinten ins Rohr reinhört).

Weiteres Folgt mit weiteren Arbeiten in diesem Winter. Hoffentlich läuft der Motor danach wieder Seidenweich, denn mein 4 Zylinder hat aktuell eine bessere Laufruhe als der V8.

Cheers.